Nicht nur Frauen, sondern auch Bürger mit Migrationshintergrund haben bei anonymisierten Bewerbungen im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren tendenziell bessere Chancen, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen zu werden.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Besonders, wenn sich die ausgeschriebene Stelle an Personen mit Berufserfahrung richtet, verbessern sich die Chancen für Frauen gegenüber herkömmlichen Bewerbungsverfahren.
Aber auch jüngere Frauen haben bei dem anonymisierten Verfahren Vorteile, zum Beispiel, weil sie etwa wegen eines möglichen Kinderwunsches im herkömmlichen Bewerbungsverfahren benachteiligt würden.
Wenn dem so ist, dann scheinen Vorurteile bei der Vorauswahl eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen, trotz der ganzen Diskussion um Demographie und dem War of Talents. Wann professionalisiert sich die Personalarbeit in den Unternehmen?
Hier Auszüge aus der Studie:
„Es gibt Hinweise darauf, dass die Diskriminierungsrate im Verlauf des Bewerbungsprozesses abnimmt. Das heißt, dass sie in der ersten Stufe des Bewerbungsverfahrens, bei der Entscheidung über eine Einladung zum Bewerbungsgespräch, am höchsten ist (vgl. Cediey und Foroni, 2008). Anonymisierte Bewerbungsverfahren stellen eine potenziell attraktive Möglichkeit dar, Diskriminierung im Bewerbungsprozess zu reduzieren. Kerngedanke anonymisierter Bewerbungen ist es, die Bewerbungsunterlagen auf Angaben zur Qualifikation zu begrenzen. Persönliche Informationen wie etwa das Geschlecht, ein etwaiger Migrationshintergrund, der Familienstand oder das Alter der Bewerbenden sollen bei der ersten Durchsicht der Bewerbungsunterlagen nicht sichtbar sein, um mögliche, gegebenenfalls auch unbewusste Diskriminierungen aufgrund dieser Merkmale zu verhindern.
Der Verzicht auf persönliche Angaben betrifft nur die erste Stufe des Bewerbungsverfahrens, also die Entscheidung über eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch bzw. zu einem Eignungstest. Sobald die Personalverantwortlichen entschieden haben, eine Person einzuladen, erhalten sie Einblick in personenbezogene Angaben.
Im Vorstellungsgespräch zählt neben der Qualifikation auch der persönliche Eindruck des Bewerbers oder der Bewerberin. Das Konzept der anonymisierten Bewerbungsverfahren beruht auf der Annahme, dass sich Vorbehalte und Vorurteile in und nach einem persönlichen Gespräch weniger stark auswirken als bei einer Entscheidung, die auf Grundlage von schriftlichen Bewerbungsunterlagen gefällt wird.“ (Quelle: Pilotprojekt: Kurzzusammenfassung von der Antidiskriminisierungsstelle des Bundes)
Über diesen Link kommen Sie zu den Ergebnissen der Studie