Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hatte den „Stressreport Deutschland 2012“ veröffentlicht. Knapp die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland ist demnach überzeugt, dass der Stress im Arbeitsalltag in den vergangenen zwei Jahren zugenommen hat. Rund jeder zweite Arbeitnehmer arbeitet nach eigenen Angaben unter starkem Termin- und Leistungsdruck.
Für die Studie wurden 17.562 Arbeitnehmer zu psychischen Anforderungen, Belastungen und Stressfolgen ihres Arbeitsalltags befragt. Besonders Wochenenddienste und Überstunden belasten Arbeitnehmer. 40 Prozent der Befragten gaben an, arbeitsbedingt nur selten oder nie Rücksicht auf familiäre oder private Interessen nehmen könnten.
Die Arbeitsbelastung sorge außerdem immer öfter für Krankheiten, heißt es weiter. Klagten 2006 noch 43 Prozent über Rückenschmerzen, waren es im vergangenen Jahr bereits 47 Prozent. Während 2006 nur 30 Prozent unter stressbedingten Kopfschmerzen litten, seien es 2012 35 Prozent gewesen. Die Anzahl der von nächtlichen Schlafstörungen geplagten Arbeitnehmern sei von 20 auf 27 Prozent gestiegen.
Die Studie reflektiert leider nicht die offensichtlichen Führungsprobleme, die diesen Stress wohl hauptsächlich verursachen. Dies können Sie aus den nun aufgeführten Themen aus Sicht der Mitarbeiter, die Stress verusachen, deutlich ablesen.
- Als Stess empfinden die Mitarbeiter, wenn sie „viel gleichzeitig, schnell und auf Termin, immer wieder neu, aber auch oft das Gleiche“ zusammenfassen. Hier zeigt sich ein deutliches Führungsproblem. Wieso finden soviele Wiederholungen statt? Wozu wird das immer wiede Gleiche zusammengefasst?
Weitere Stressfaktoren sind,
- wenn Mitarbeiter verschiedenartige Arbeiten gleichzeitig betreuen’ (58 Prozent) sowie
- der ‚starke Termin- und Leistungsdruck’ (52 Prozent),
- aber auch Arbeitsunterbrechungen (44 Prozent) sowie
- ‚sehr schnell arbeiten müssen’ (39 Prozent),
Darüber hinaus sind auch
- ‚ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge’ (50 Prozent) noch sehr verbreitet und immerhin auf Platz drei der psychischen Anforderungen (Siehe Seite 35 der Studie).
Stress ist eine Vergeudung menschlicher Ressourcen, wie schon auf diesem Blog dargestellt. Unser Gehirn schrumpft, wenn wir auf Dauer Stress haben. Die Studie zeigt eindeutig, dass viele Menschen lange Zeit auf einem hohen Stressniveau arbeiten.
Prof. Manfred Spitzer führt in seinem Buch „digitale Demenz“ aus, dass Multitasking (mehre Arbeiten gleichzeitig betreuen) zur Demenz führen kann. Als Vorboten treten Schlaflosigkeit, Stoffwechselstörungen und Depression (= Burn Out) auf.
Moin Peter, Dein Blog tut den wichtigen Schritt, den ich ansonsten vermisse: Vom Aufzählen der Daten und Fakten weiter zu gehen und über Konsequenzen und mögliche Ursachen reden.
Die kleine Abstimmung zeigt bereits: Zustimmung ist Deiner These gewiß. Was mich umtreibt, ist die Frage, wo hier Änderungsansätze sind. Ich erlebe „Führungskräfte“ als primäre Ursache für viel Stress ihrer Mitarbeiter. Ich erlebe die gleichen Führungskräfte aber auch als Gestresste und Getriebene, die eigentlich weder führen, noch innerhalb ihre Ökosystems mit Reflexion, gar Selbstreflexion, erfolgreich sein können. Wer hier einen Einstiegspunkt kennt, möge ihn nennen! Gruß, Torsten
Ich denke dass Stress und Druck aus Anpassung kommt, damit meine ich folgendes: Wenn wir gegen unser eigenes Prinzip handeln und aus Angst um unseren Arbeitsplatz versuchen uns den Anforderungen anzupassen. Dies wäre soweit kein Problem, wenn Anforderungen und Erwartungen von den Führungskräften definiert wären. Ein Mitarbeiter hat grundsätzlich die Intention, es der Führungskraft recht zu machen. Wenn die Führungskraft ihre Erwartungen nicht genau definiert, ist es ein unglaublicher Stress für den Mitarbeiter orientierungslos zu arbeiten. Genauso andersherum: Die Führungskraft möchte auch einen guten Job machen und motivierte Mitarbeiter haben. Wenn die Führungskraft die Erwartungen der Mitarbeiter nicht kennt und sich nicht darauf konzentriert die Werte und Potenziale der Mitarbeiter so anzuerkennen, dass diese sie selbst erkennen können, wird es nur Missverständnisse geben in der Ausrichtung des Teams.