Unsere Zukunft: „Kognitive Mastschweine“ und „digitale Demenz“?

In diesem Blog geht es um die Auswirkungen der intensiven Nutzung digitaler Medien und dem Turbo Abi auf die Ausbildungs- und Lernfähigkeit junger Menschen und welche enormen Probleme Unternehmen und Organisationen in der Personalarbeit damit bekommen werden und was nicht nur Personaler (w/m) dagegen tun können. Besuchen Sie auch unser Webinar zu diesem Thema. Einen Zugangslink können Sie sich hier holen.

Unternehmen und Organisationen werden sich mit einer Tsunami junger Menschen mit ausgeprägter „digitaler Demenz“ und einer riesigen Herde kognitiver Mastschweine auseinandersetzen müssen, die entweder nicht ausbildungsfähig oder unfähig sind, Menschen zu führen und zukünftige Anforderungen nur annähernd zu meistern. Wir sind mit dem Turbo Abi dabei, die Lernfähigkeit der jungen Generation auf dem Altar der ökonomischen Effizienz zu opfern und uns mit den digitalen Medien das Gehirn weg zu klicken.

mentales Gefängnis

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Multimediale Dauerberieselung und ihre Folgen

Unser tägliches Erleben, Denken und Handeln hinterlassen „strukturelle“ Spuren in unserem Gehirn, sog. Trampelpfade. Die Ausbildung dieser Spuren wird in der Gehirnforschung seit Jahrzehnten untersucht und nennt sich „Neuroplastizität“ (Spitzer, Seite 52, Digitale Demenz).

„Digitale Demenz“ entsteht durch die intensive und ständige Nutzung digitaler Medien. Sie verändert das Gehirn also strukturell. Die tägliche und exzessive Nutzung digitaler Medien führt auf Dauer zu einer oberflächigen Wissensaneignung, geringen Merkfähigkeiten und Aufmerksamkeitsstörungen. „Digitale Demenz“ ist ein Begriff des Neurowissenschaftlers Prof. Manfred Spitzer.

Diese Menschen können Wichtiges von Unwichtigen nicht mehr unterscheiden. Sie haben eine geringe Selbstkontrolle. Selbstkontrolle i.S. von, etwas zu Ende bringen oder langfristig etwas zu erreichen. Selbstkontrolle hat drei Aspekte:

  • ein langfristiges Ziel
  • Verzicht und
  • Flexibilität im Verhalten, wenn sich etwas verändert.

Das Spielen von Ego-Shoutern oder anderen virtuellen Spielen führt auf Dauer zu Aufmerksamkeitsstörungen, zu Stress und zunehmender Gewaltbereitschaft. Die Bewegungsarmut als Folge intensiver Nutzung digitaler Medien kann zu Übergewicht und Stoffwechselstörungen führen, die eine Demenz noch verstärken können.

Neben der Bewegungsarmut schlafen Menschen zu wenig, wenn sie mit Ego-Shoutern die Nacht durchballern. Der Schlaf ist wichtig, für einen gesunden Stoffwechsel. Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn das Gelernte. Es baut die neuen Gehirnzellen und Erfahrungen ein und um. Wer viel lernt, braucht viel Schlaf. Zu wenig Schlaf führt auf Dauer zur depressiven Symptomen.

Mit der intensiven Nutzung des Internets kann eine soziale Isolation entstehen, die zu mehr Angst und noch mehr Bewegungsarmut führen können. Alles in allem treten hier eine Reihe von additiven negativen Wirkungen auf, die nicht ohne Folgen auf Geist, Psyche und Körper junge Menschen bleiben können.

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Das Turbo Abi uns seine Folgen

Das „Turbo Abi“ führt zu  „kognitiven Mastschweinen“, die mit kultivierten „Bolemie-Lernen“ (Wissen reinstopfen, Wissen auskotzen und vergessen) den Schulstress überleben. Der dabei erzeugte Stress hinterlässt  – wie oben schon erwähnt – strukturelle Spuren bei den Schülern. Ausgebildet werden spezifische Areale des Gehirns für die analystische, sprachliche und mathematischen Leistungen. Verkümmern oder weniger ausgebildet werden die emotionale Zentren.

Die Gehirnforschung bestreitet auch, dass die Menschen unter diesen Bedinungen nachhaltig lernen. Menschen lernen nur dann nachhaltig, wenn das Lernen unter die Haut geht, also eine positive emotionales Erlebnis ist und wenn das Gehirn genügend Zeit hat, die beim Lernen neugebildeteten Gehirnzellen in die komplexe Gehirnstruktrur einzuarbeiten.

Wir wissen heute, dass Stress und Lernen sich gehirnbiologisch vollkommen widersprechen. Wenn also ein Großtteil der Schülerinnen und Schüler durch das Turbo-Abi gestresst ist, können sie gar nicht lernen. Noch schlimmer: Langfristiger Stress schadet dem Gehirn und kann zu körperlichen wie geistigen Beeinträchtigung führen, wie z.B. zu Depressionen, Burn-Out und zur Demenz. Es stellt sich eigentlich grundsätzlich die Frage, die Richard David Precht aufgeworfen hat: Ist unser Schulsystem noch  haltbar, wenn es falsche Inhalte mit falschen Methoden vermittelt durch falsch ausgebildete Lehrer?

Das Turbo-Abi widerspricht also grundsätzlich der menschlichen Lernbiologie und ist damit eine riesige Ressourcenverschwendung.

In Deutschland erhalten 1,1 Millionen Schüler regelmäßig private Lernhilfe. Bis zu 1,5 Milliarden Euro werden dafür jährlich ausgegeben, wie eine Bertelsmann-Studie herausgefunden hat.

Laut einer Emnid Umfrage sind knapp 80% der Eltern für eine Abschaffung des Turbo-Abis, weil die Schule die Familie tyranisiert.

Dieses Schulsystem gefährdet unsere Zukunft. Wir sind mit dem Turbo Abi dabei, die Lernfähigkeit auf dem Altar der ökonomischen Effizienz zu opfern und uns mit den digitalen Medien das Gehirn weg zu klicken. Wir haben nicht nur eine Büchse der Pandora aufgemacht, sondern gleich zwei.

Was wir brauchen für Menschen, um auch zukünftig erfolgreich zu sein?

Der weltweite Wettbewerb, die sehr ausdifferenzierten Märkte in Deutschland und Europa führen zu steigenden Anforderungen und Ansprüchen an die Menschen in den Unternehmen und Organisationen. Wir brauchen keine Einserabiturienten. Wir brauchen für die Zukunft Menschen, die ganzheiltich ausgebildet sind, d.h. neben analytischen und konzeptionellen Fähigkeiten auch über ausgeprägte soziale und emotionales wie künstlerische und kreative Potentiale verfügen.

Notwendiger Anspruch und Wirklichkeit an die Lern- und Entwicklungsfähigkeit klaffen also immer mehr auseinander und das in einem Land, in dem der einzige Rohstoff die Kreativität und Lernfähigkeit der Menschen ist. Gute Nacht Deutschland.

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Was können wir tun?

Eckerhardt von Hirschhausen zeigt am Beispiel des Pinguins und an sich selbst, worauf es eigentlich beim Lernen ankommt:

Die Unternehmen, Eltern und Politiker sollten im eigenen Interesse um ihre Zukunft zu sichern, das G8 möglichst schnell abschaffen. Wie wollen wir zukünftig den Wettbewerb bestehen und unsere Renten sichern, mit Menschen die eine Bildungsmagersucht haben und / oder unter digitaler Demenz leiden?

Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen keinen Stress, der bekanntlich das Gehirn schrumpfen lässt, sondern Zeit und positive Lernerlebnisse. Unser Gehirn blüht auf in einer wertschätzenden Umgebung mit positivem Stress. Eine soziale Umgebung, die uns fordert aber auch Zeit gibt, das Gelernte zu verarbeiten.

Die Bildung muss wieder ganzheitlicher werden, d.h. unseren Kindern und Jugendlichen benötigen viel mehr Zeit über soziale Gruppen und Bewegung Lernen zu Lernen. Wenn ich Zeit und die soziale Kompetenz habe, mich in Gruppen zu treffen und zu organisieren, dann lerne ich unter Umständen viel mehr als im Frontalunterricht. Sport zu treiben oder Musik und Theater zu spielen, um damit die soziale und emotionale Intelligenz zu schulen, ist für ein erfolgreiches Leben hilfreicher. Das schafft auch ein Gegengewicht zur Bewegungsarmut multimedialer Freizeitstrukturen.

2/3 unseres Gehirns ist für Orientierung im Raum und für die Bewegung zuständig. Wir müssen Lernprozesse viel mehr mit Bewegung und sozialer wie räumlicher Orientierung verbinden. Nicht von ungefähr ist eine der erfolgreichsten Schule in Europa, eine Schule in London, in der die Schüler über Musik und Theater lernen, zu lernen. Nicht von ungefähr gab es in alten Klöstern Wandelgänge für die Gesprächsrunden. Durch Bewegung kommen auch die Gedanken in Gang und in  Bewegung.

Wir müssen die Lehrerausbildung verändern. Menschen lernen dann, wenn Lernen unter die Haut geht, also mit positiven Emotionen verbunden wird. Eine überragende Bedeutung für erfolgreiches Lernen spielt eine wertschätzende soziale Beziehung zwischen den Lehrern und Schülern.

Wenn Menschen das Gefühl und die Sicherheit haben, dass ihre Eltern, Lehrer und Führungskräfte ihnen mit echter Wertschätzung begegnen und sie fordern, dann wachsen Menschen über sich hinaus. Wenn Menschen diese Erfahrungen machen, dann muss ich sie nicht zum Lernen motivieren. Sie  lernen von sich aus ihr ganzes Leben lang.

Unser Gehirn ist glücklich, wenn es wirklich lernt!

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Ein Kommentar

  1. Das sind ja auch diese Woche keine guten Nachrichten. Und dabei habe ich doch gehört, dass nun die Generation „Social“ kommt, frei von den Anfechtungen des kritischen Rationalismus, befreit vom Wettstreit um die beste Idee und vor allem postmaterialistisch und ohne unhinterfragten Leistungsanspruch an sich selbst! Und nun dies. Da bleibt nur zu hoffen, dass diese Klage über die jüngeren Generationen auch diesmal nicht zum Untergang des Abendlandes führt. In der Sache bleibt wohl nur, auf die Plastizität des Gehirns auch in späteren Jahren noch zu setzen.

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