Es gibt keine Generation Y

Es gibt aus meiner Sicht keine Generation Y.

So werden der Generation Y Technologieaffinität, Ungeduld und Ideenvielfalt zugeschrieben. Es wird behauptet, sie seien nicht vorrangig an Karriere interessiert.  Sie seien selbstbewußt und nicht autoritätshörig. Sie sind auf Selbstverwirklichung aus. Alles was Autoren an Eigenschaften und Verhaltensweisen der Generationen zuschreiben,  finde ich generationsübergreifend bei vielen Menschen wieder.

Das Thema Selbstverwirklichung war z.B. Credo der Hippies in den 60er Jahren. Aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien waren junge Menschen schon immer. Wenig autoritätshörig waren die Studenten der Studentenrevolte in den 60er Jahren als sie sich gegen die Verdrängung der Verantwortung wehrten, die aus der faschischtsichen Vergangenheit erwuchs  und sich für die Reform der Ordinarienuniversität einsetzten.

GenerationY

Das wirklich unterschiedliche ist, dass junge Menschen zum ersten Mal in Deutschland von Eltern aufgezogen wurden, die in einer intakten Demokratie und Zivilgesellschaften leben. Damit hatten sie in der Kindheits- und Jugendphase die Möglichkeit über längere Zeit empanzipatorisch und demokratisch aufzuwachsen. Dementsprechend gering ist ihre Neigung zur Anpassung und Unterordnung gegenüber autoritären Führungsstilen in Unternehmen und Organisationen. Darauf müssen sich die Unternehmen durch eine wirkliche Veränderung der Unternehmenskultur einstellen, wenn sie leistungsfähige junge Menschen für sich gewinnen und binden wollen.

Generationen vorher waren junge Menschen gegenüber ihren Eltern damit konfrontiert, was diese im Krieg und im Faschismus gemacht haben. Diese Eltern waren in der Regel keine Vorbilder. In der Schule wurde in den 60er Jahren noch geprügelt. Frauen mussten in dieser Zeit ihre Männer fragen, wenn sie arbeiten wollten. Abgrenzen und Konfrontation gehörte bei allen diesen Generationen zur Identitäts- und Freiheitsfindung. Mit den Errungenschaften einer modernen und demokratischen Gesellschaft wachsen junge Menschen heute glücklicherweise anders und normaler auf. Das ist in Deutschland – historisch gesehen – keine Selbstverständlichkeit.

Heute haben junge Menschen somit andere historische und aktuelle Rahmenbedingungen, aus denen sich eigene Fragestellungen und Herausforderungen ableiten lassen, die wiederum zum Teil neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen benötigen.

Ein Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Pächnatz,
    vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel. Ich habe diesen mit Interesse gelesen. In Bezug auf die Generation Y kann ich Ihnen nur beipflichten. Die gängigen Definitionskriterien, die seit längerem Anwendung finden, lassen sich natürlich ebenso problemlos auf andere Jahrgänge übertragen und sind daher nur wenig überzeugend. Wir haben vor kurzem auch eine Studie durchgeführt, die sich u.a. mit dem Thema auseinandersetzt. In dieser sind wir zu Ergebnissen gekommen, die Ihre Kritik am Konzept Generation Y stützen. Falls Sie sich die Studie gerne ansehen würden, finden Sie diese in der Ausgabe 12 der Personalwirtschaft, erste Informationen gibt es aber auch in unserem Blog.
    Freundliche Grüße
    Marcel Bruder,
    Managing Director, PRIOTAS GmbH

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