Umfragen und Erfahrungen bestätigen den Trend: Die jüngere Generaton legt nicht mehr so viel Wert auf Karriere. Die Anforderungen an Führung schrecken viele ab. Es fehlen auch Führungskräfte als Vorbilder. Viele sind daher auch nicht mehr bereit, für mehr Geld in das Hamsterrad unauflöslicher Widersprüche zu gehen und Lebensqualität dafür aufzugeben. Junge Menschen scheinen immer weniger bereit zu sein für Karriere über ihre eigene Leiche zu gehen. Sie wollen nicht wegen Karriere ihre Freunde, Familie und das gewohnte Umfeld aufgeben oder für die Karriere pendeln.
Die Kontrollfreaks und Machtmenschen in den Organisationen schließen Teilzeitarbeit und Führungsaufgaben meistens aus, sodass eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf fast nicht möglich ist. Viele Menschen sehen aber heute das Privatleben mindestens genauso bedeutend an, wie den Beruf. Für viele Frauen schließen sich damit Führungspositionen aus, wenn sie sich um die Kinder kümmern wollen oder müssen.
Für die Unternehmen wird diese Entwicklung trotz flacher Hierarchien langsam zu einem Problem. Wenn Führungskräfte alters- oder berufsbedingt ausscheiden, bleiben die Chefsessel frei.
Die Ursachen für diese Entwicklung liegen in den Unternehmens- und Führungskulturen selbst. Viele Führungskräfte führen nicht, sondern sind meistens nur die besten Fachkräfte. Sie trauen ihren Mitarbeitern häufig zu wenig zu, können und wissen als Fachkraft alles meistens besser. Echte Wertschätzung und Führung fällt ihnen meistens schwer. Nicht gemeckert, ist doch Lob genug. Wer hat unter solchen Führungskräften eigentlich noch Lust eine Führungsposition anzustreben?
Wir erleben zur Zeit eine Krise der Führung in Politik und Wirtschaft. Kaum ein Problem wird tatsächlich gelöst. Viele Politiker und Manager sind offensichtlich mit der Digitalisierung und dem Plattformkapitalisums total überfordert. Als Fachmenschen sind sie meisten soziale Analphabeten, weil die kognitiven Mastweiden des Bildungssystems sie dazu gemacht haben. Damit fallen Leadership-Kompetenzen komplett aus. Keine Vorbilder nirgends!
In Zeiten des Wandels und der Unsicherheit sind Sinn geben, positive Bilder für die Zukunft schaffen, Spaß und Sicherheit zu bieten und Stärken zu Stärken jedoch besonders wichtig. Die fachlichen Lösungen müssen heute in interdisziplinären Teams geleistet werden. Fachliche Führung verliert dabei an Bedeutung und ist auch nicht mehr zielführend.
Neue Ergebnisse der Neurowissenschaft betonen die Empathie und die Wertschätzung als Turbo für soziale Lernprozesse. Die o.g. Beschreibung zeigt, dass diese Art von Führung effektives Lernen verhindert und stattdessen den Menschen Stress macht. Sozialer Stress ist auf Dauer für das Gehirn extrem schädlich, weil es zuviel Cortisol erzeugt und damit Gehirnstrukturen auflöst. Der Stressmechanismus wird nachweislich dort am stärksten ausgelöst, wo Menschen sich sozial ausgeliefert fühlen. Eine Führung, die mit Druck und Angst arbeitet, ist nicht nur eine Lernbehinderung, sondern vernichtet auch Potential und Ressourcen.