Nicht nur seit der Coronakrise kennen wir das Phänomen, dass Fakten geleugnet werden. Was ist der treibende Hintergrund für diese Tendenz?
In diesem Blog zeige ich, dass neben vielen anderen Faktoren ein wesentlicher Kern bisher unbeachtet geblieben ist: Die Rache der Verlierer der Leistungsgesellschaft, die von Akademikern beherrscht wird. D.h. gute Jobs und einflussreiche Positionen bekommt man in unserer Gesellschaft leichter mit einem akademischen Abschluss oder einen akademischen Titel.
Die Menschen, die in unserem Schulsystem scheitern – und das sind viele Menschen – sind in aller Regel von guten Jobs und Einflussmöglichkeiten ausgeschlossen. Fakten z.B. in der Coronakrise zu leugnen und Menschen wie Prof. Christian Drosten oder Prof. Karl Lauterbach in den sozialen Medien mit Gewalt und Tod zu drohen, ist auch motiviert durch die Rache vieler Menschen, die sich als Verlierer der akademisch dominierten Leistungsgesellschaft empfinden.
Der Havardprofessor Michael Sandel in seinem Buch „Vom Ende des Gemeinwohls“ diesen Gedanken umfangreich herausgearbeitet.
Die akademisch dominierte Leistungsgesellschaft hat ein Credo: Jeder kann es schaffen, wenn er sich nur genügend anstrengt. Das klingt auf den ersten Blick gut. Es trägt bei genauerer Betrachtung enormen sozialen Sprengstoff in sich.
Denn Bildung, individuelle Anstrengung und Leistung haben noch nie zwangsläufig zu mehr individuellen Erfolg und Wohlstand geführt haben. Und einer alleine konnte es noch nie schaffen.
Der nächste Punkt ist die Frage, ob ein individuelles Talent zu wirtschaftlichen Erfolg führt, kann durch den einzelnen Menschen überhaupt nicht beeinflußbar werden. Nehmen wir einen Menschen, der über ein ausgezeichnetes Talent verfügt Faustball zu spielen und einen Menschen, der über ein ausgezeichnetes Talent verfügt, Fussball zu spielen. Es ist nicht schwer zu erraten, wer bei aller individueller Anstrengung die grössere Chance hat, berühmt und reich zu werden.
Zurück zum Bildungssystem. Hier gilt dasselbe. Nicht alle Talente werden gleich anerkannt . Es ist schön, wenn du in Kunst eine Eins hast. Es nützt dir nichts, wenn du in Mathe und Französisch jeweils eine Fünf hast.
Für die Verlierer des Bildungssystems bedeutet dies eine doppelte soziale Ächtung: Ausschluss von guten Jobs und Verdienstmöglichkeiten und der soziale Makel: daran bist du selber Schuld, du hast dich nicht genug angestrengt oder du bist zu faul und zu doof.
Wenn sich Menschen auf Dauer unfair behandelt fühlen, dann sind sie hochmotiviert sich an den Gewinnern zu rächen. Das nennt die Neurowissenschaft und Psychologie: altruistisches Bestrafen.
Womit kann ich die Gewinner der akademischen Bildung am meisten bestrafen: In dem ich ihre Fakten leugne und ihnen damit jede Legitimation auf Bevorzugung in der Gesellschaft aufgrund ihrer Leistung oder ihres akademischen Grads abspreche.
Gleichzeitig haben die Verlierer die soziale Legitimation sie für ihre erfahrene Ungerechtigkeit zu bestrafen. Und an wen können das Verlierer besser, als an den Gewinnern, die außerdem keine Bevorzugung verdient haben. Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass der Schulerfolg in Deutschland von der Herkunft der Eltern abhängt.
Daraus folgt: Das Ende des rationalen Diskurses und das Auseinanderfallen der Zivilgesellschaft. Das alles ist in den USA und in Europa sehr gut zu beobachten. Trumpanhänger gibt es mittlerweile überall.