Mobbing kann Existenzen zerstören und wird selten geahndet: Deutsche Gesetze kennen den Begriff nicht einmal, Mobbingfälle sind vielen Richtern zu mühselig. Der faktische Nachweis ist schwierig. Die Diagnose Mobbing ist meistens nicht mit harten Fakten belegbar und nicht Mono-Kausal. Viele Faktoren können dazu führen, dass sich Symptome des Mobbings zeigen.

Die Gehirnforschung zeigt durch verschiedene Befunde, dass unser Gehirn nicht unterscheidet zwischen dem realen Stress, z.B. es bedroht mich jemand mit einem Messer und dem sozialen Stress, ich werde gemobbt. Im Gehirn laufen die gleichen biochemischen Prozesse ab. Der soziale Stress ist jedoch schlimmer, weil die Betroffenen insbesondere beim Mobbing nicht abschätzen können, wann der Stress aufhört. Dauerhafter Stress zerbröselt wahrscheinlich das Gehirn. Zumindest stellt der Hippocampus seine Arbeit ein. Das hat man durch Tierversuche herausgefunden. Der Hippocampus ist die Gehirnregion, die für das Langzeitgedächtnis und dien Aufbau neuer Gehirnzellen verantwortlich ist. Die Neurowissenschaft untersucht zur Zeit die Annahme, ob dauerhafter Stress ein Grund zur Altersdemenz wird. Aus Sicht der Neurowissenscahft ist Mobbing eindeutig Körperverletzung. Diese Sichtweise ist wohl bei Politiker und Juristen noch nicht angekommen.
Von rund 1300 Klagen, die in den vergangenen zwölf Jahren in Zusammenhang mit Mobbing in der Rechtsdatenbank Iuris dokumentiert sind, waren weniger als fünf Prozent erfolgreich. Oder andersrum: In 95 Prozent der Fälle bemühten sich Geschädigte und ihre Anwälte vergeblich.
Wer den Nachweis seiner Leiden führen will, sollte in einem „Mobbing-Tagebuch“ jede einzelne Gemeinheit und Schikane auf dem Weg in den seelischen Ruin notieren. Doch welches Opfer, das die Umstände ja noch gar nicht verstanden hat, schreibt schon mit? Zudem braucht der Richter für die Anschuldigungen natürlich Zeugen.
Hinzu kommt, dass Mobbing heute durch aus ein Mittel ist, einen unliebsam gewordenen Arbeitnehmer loszuwerden. Straffreies Mobbing ist für bestimmte Arbeitgeber erheblich kostengünstiger als die korrekte Alternative, ein Auflösungsvertrag mit einer Abfindungsregelung. Einen Arbeitnehmer, der lange krank ist, finanzieren die Kassen und nicht die Firma.